Weekend Art
Am vergangenen Wochenende haben meine bessere Hälfte und ich endlich wieder einmal genug gemeinsame freie Zeit gehabt, um uns in das kulturelle Angebot zu stürzen, welches in der sächsischen Landeshauptstadt doch recht ausgeprägt und vielfältig ist. Im Ergebnis ein interessantes Kontrastprogramm…
Am Samstag hat’s uns, wiederholt, in die Galerie Neue Meister verschlagen, die sich im Altstadt-Bereich und wohl direkt in der Kern-Touristenzone der Stadt findet. Hervorhebenswert dort aus meiner Perspektive insbesondere zwei Dinge:
- Das Museum bietet eine recht umfangreiche Ausstellung von Werken des Malers Gerhard Richter, dessen ureigenen Stil ich in letzter Zeit sehr zu schätzen und zu bewundern gelernt habe als jemand, bei dem die Grenzen zwischen Malerei und Fotografie, zwischen Realität und Abbildung, fließend sind.
- Ein bedrückender Teil der Exposition umkreist das Thema der Entarteten Kunst. Wenngleich hinlänglich bekannter Teil der Vergangenheit, ist es doch immer wieder irritierend, vor Dokumenten aus jener Zeit zu stehen, in denen Künstlern Arbeitsverbot erteilt, die Beschlagnahmung von Werken aus Sammlungen, die Entfernung derselben aus dem öffentlichen Raum angeordnet wird, um der “Entartung” im Bild, der Zersetzung der Gesellschaft durch als entartet empfundene Kunst entgegenzuwirken. Ab einem gewissen Punkt beginnt man sich zudem die Frage zu stellen, ob Beschlagnahmung und Verbot von als “entartet” betrachteter Kunst während der NS-Zeit in Deutschland nicht nur die drastische Manifestation einer allgemeinen Abneigung gewesen ist, mit der eine Gesellschaft einer Kunst begegnet ist, die sie nicht zu verstehen vermochte oder gewillt war. Von Abneigungen dieser Art ist ja auch die heutige, von stromlinienförmiger Kommerz- und Pop-“Kunst” dominierte Konsumgesellschaft bei weitem nicht frei…
Am Sonntag sind wir dann zunächst durch die Technischen Sammlungen geschlendert, primär angetrieben durch die derzeitige Sonderausstellung “Burgen, Geheimgänge und Zauberei
– 4000 Jahre Sicherheit”, unter der sich dann aber zumindest meinereiner, auch im Hinblick auf die gegenwärtigen Entwicklungen zum Thema Sicherheit und die allgemeine Wirkung von Sicherheit mittlerweile nahezu konträr zu demokratischen und bürgerlichen Grundrechten, doch etwas mehr vorgestellt hatte. Andererseits hat dieses Museum genug an interessanten Dingen zu sehen (etwa Zuse’s Z23, die sich jeder, der derzeit mit Computern arbeitet, doch schon mal näher beschauen sollte), was aber wohl eher weniger Leute so empfinden: Wir waren dort nahezu allein, und das Personal erklärte uns auf Anfrage, daß dort auch sonst nicht wirklich viele Besucher anzutreffen sind. Interessant und eigentlich traurig: Im Zeitalter von High-Tech, Computern, Mobiltelefonen und Internet merkt man, daß sich, obwohl sich die Masse mehr und mehr für Technik (aus kommerzieller Sicht) interessiert, sich die Masse trotzdem nicht wirklich für Technik interessiert.
Zu guter Letzt führte unser Weg noch in die Dresdner Neustadt, zunächst einer Empfehlung von fukami folgend (sehr interessantes Projekt; schade, daß die Künstlerin zum Zeitpunkt nicht zugegen war) und schließlich im Kunsthaus Dresden endend. Das KhD entspricht in vielerlei Hinsicht doch ganz gut meiner (vielleicht bisweilen etwas militanten) Auffassung, daß, in einer Zeit und Gesellschaft, in der viele Dinge verquer liegen, in der Konflikte und Probleme an allen Ecken und Enden zu finden sind, es erklärte Aufgabe bewußter Kunst sein muß, diese Themen zu adressieren, aufzugreifen, den Menschen vor Augen zu führen. Die aktuelle Ausstellung “Das Vermögen der Kunst” paßt recht gut in diese Richtung, bietet mit (Video-)Installationen, Foto-Kunst, Malerei und anderem jede Menge “food for thought” und kann eigentlich Interessierten nur uneingeschränkt empfohlen werden.