Ungewollte Demokratie
Nun liegt er endlich hinter uns, der erste Wahlsonntag 2006, an dem gleich drei Bundesländer gefragt waren, ihre Volksvertreter zu benennen. Im Nachgang darf man resümieren: Business as usual. Wieder haben alle gewonnen, wieder haben die jeweils anderen verloren (und sei es deswegen, weil sie mehr Stimmen verloren haben als man selbst), wieder zufriedene Gesichter angesichts der Tatsache, daß die Politik der Großen Koalition nicht völlig in Grund und Boden gestimmt wurde. Das politische Leben ist schön, die Welt wieder in Ordnung. Wer läßt sich da schon stören dadurch, daß die Demokratie trotzdem langsam, aber sicher den Weg alles Irdischen zu gehen scheint: Sind Regierungen überhaupt noch legitim, wenn überhaupt kaum jemand für sie stimmt? Offensichtlich schon. Zumindest scheint diese Frage in den politischen Gremien und außerhalb der ewig nörgeligen Analysten-Meute kein wirklich brisantes Thema zu sein. Wenn das so weitergeht, kann man sich leicht ausrechnen, wann die erste Partei im wahrsten Sinne des Wortes “einstimmig” gewählt wird – spätestens dann, wenn die Kommunikation zwischen Bürgern und Politik vollends gescheitert ist, wenn sich das Desinteresse an politischen und gesellschaftlichen Themen in der Bevölkerung selbst des letzten noch denkenden Menschen bemächtigt hat. Glücklicherweise wird es auch dann wohl nur Gewinner geben. Politik ist schön…
Nachtrag dazu: Mittlerweile (31.03.) hat auch telepolis einen interessanten Artikel zum Thema mit der Erkenntnis, daß insbesondere die jüngere Generation den Wahlurnen weitestgehend ferngeblieben ist. An vielen Punkten kann man inhaltlich sicher darüber diskutieren, aber in der Essenz dürfte schon erkennbar sein, daß im gegenwärtigen politischen System einige Dinge im Argen sind – fehlende Interaktivität, fehlendes Feedback bei Kontaktversuchen politischer Amtsträger hat man auch als politisch nicht inaktiver Mensch mehr als nur einmal erlebt…