Baumwipfel
Der vierte Monat des Jahres ist ins Land gegangen, mit dem für die Jahreszeit üblichen durchwachsenen Wetter, viel Sonne, viel Wind, wenig Regen, vereinzeltem Schnee an einem Samstag im forstbotanischen Garten zu Tharandt und teils ausgeprägter Kälte an der Grenze zwischen den Wochen. April und früher Mai, das sind die Monate, in denen seit jeher das Gros der engeren und weiteren Familie Geburtstage feiert, zudem fällt meist Ostern in dieses Zeitfenster – also hohe Ereignisdichte und Grund genug dafür, daß die Zeit noch schneller verstreicht als sonst ohnehin schon. Grund genug für Reisen zwischen hier und da, und dann und wann Grund, um sich Gedanken über Begriffe wie Heimat, Familie, Freundschaften zu machen. Begriffe, die emotional, politisch, individuell aufgeladen, aber zumindest für mich eher vage zu greifen sind. Konkret: Wenn man seit Jahren weg von den Orten seiner Kindheit und Jugend verbracht hat, hat man dann den Vorteil, zwei Orte als “zu Hause” bezeichnen zu können, oder den Nachteil, daß dies auf keinen davon wirklich zutrifft?
So recht weiß ich es nicht einzuordnen. Einerseits gibt es mehrere Orte im Umkreis, in denen ich viel Zeit zugebracht habe, Örtlichkeiten und Menschen einigermaßen kenne, mich halbwegs sicher und vertraut orientieren kann, sowohl örtlich als auch von der Mentalität der Menschen her. Andererseits merkt man die Brüche nach der Zeit. Orte verändern sich. Menschen werden älter. Irgendwann nimmt man wahr, daß man Straßenzüge, vertraute Ecken und Gassen nicht mehr kennt. Irgendwann fällt einem auf, daß die Kinder, die auf den Plätzen spielen, noch gar nicht auf der Welt waren, als man selbst hier noch zugange war, und erkennt in deren Eltern ehemalige Kinder aus der eigenen Schule, aber jüngeren Jahrgängen. Vielleicht sind das die schwierigsten Momente für diese Wahrnehmung: Situationen, Dinge, Umgebungen, die vertraut wirken, es aber eigentlich nicht mehr sind – zumindest wenn man das Vertraute an den Menschen festmacht, die damit irgendwann in Verbindung standen.
Dann wiederum: Das ist sicher überall anders auch so. Und vielleicht sind das aber auch nur Überlegungen, zu denen man sich hin und wieder verleiten läßt, wenn man ein weiteres neues Lebensjahr beginnt. Vielleicht ist es nur eine emotional-nostalgische Kiste, über die man dann und wann schreiben kann, mehr aber damit nicht tun sollte. Wer weiß.
Leute und Dinge
Letzteres passt als Reflektion vermutlich immer, auch in wiederkehrenden Erwägungen zu Menschen, Technik und der Frage, wie man dies beides zusammenbekommt. Wer mich kennt, weiß, daß ich seit ein, zwei Jahren nach sehr langem und mauligem Boykott eher unglücklicher WhatsApp-Nutzer bin und sich damit eine interessante Erkenntnis eingestellt hat: Plötzlich erreiche ich Menschen leichter. Menschen, die mir wichtig sind (die ich vorher auch schon imstande gewesen wäre, elektronisch zu erreichen, mit denen ich jetzt aber einfacher, häufiger kommuniziere). Aber auch Menschen, die ich neu kennenlerne und mit denen ich lose Informationen austauschen möchte. Insgesamt ist WhatsApp für mich immer noch ganz großer Mist. Das Tool gehört Facebook, ist ein klassisches Beispiel für einen walled garden, eine Welt, die für Nutzer darin einfach sind zu dem Preis, daß Nutzer außerhalb von jeglicher Interaktion ausgeschlossen sind. Es gibt mehr als eine Handvoll guter Gründe, warum WhatsApp keine gute Idee ist – und es gibt den einen gewichtigen Grund dafür, daß man darüber (immer noch) viele viele viele Menschen erreicht. Ich bin dort seit jeher gespalten: Der Datenschützer und SoftwareLibre-Enthusiast in mir hat sehr intensive Skrupel, solche Werkzeuge zu nutzen. Der Ingenieur in mir, der Menschen helfen möchte, mit leicht zugänglicher Technologie einfacher arbeiten zu können, hat mit dieser Sichtweise ein zunehmendes Problem. Die momentane Lösung ist einfach: WhatsApp zähneknirschend dort nutzen, wo es keine bessere Alternative gibt – und entlang des Weges mit jedem Beteiligten individuell bessere Alternativen suchen, im Rahmen dessen, was die jeweiligen Menschen bereit und gewillt sind, dort an Zeit und Diskussion zu investieren. Ist es übergriffig, noch vor intensiverer inhaltlicher Kommunikation neuen Bekannten eine lange (und potentiell harte) Diskussion über Werkzeuge überzuhelfen mit der Grund-Position: “Ich würde gern mit Dir kommunizieren, wenn Du gewillt bist, einen anderen Kanal zu wählen”? Ist die Wahl des Werkzeugs wichtiger als der Kontakt und der Austausch mit Leuten? Ich bin dort zunehmend unsicher und hoffe schon insofern, daß wir irgendwann eine Interoperabilitätspflicht sehen, die das Problem der “walled gardens” auf anderer Ebene beseitigt.
Vielleicht findet sich entlang dieses Weges auch irgendwann ein datenschutzfreundliches Konzept einer globalen Nutzer-Id, die keine Telefonnummer ist – das “Finden” von bekannten Menschen ist leider nach wie vor einer der Haupt-Anwendungsfälle für eine große Zahl von weniger technik-affinen Menschen, die diese Werkzeuge vorrangig nutzen wollen. Ansonsten bleibt bei dieser Überlegung immer wieder die Frage, wie man komplexe Themen sinnvollerweise kommunizieren sollte. Das können wenige, im Moment: Es gibt Experten, die knietief in diesen Fragen stecken, mit entsprechendem Detailwissen bewaffnet Lösungen kommunizieren, hartnäckig Umdenken einfordern – und erstaunt sind, daß sie andere Beteiligte (die es nicht ansatzweise auf diese Kenntnistiefe und inhaltliche Sensibilisierung schaffen) regelmäßig verlieren. Momentan sind wir augenscheinlich viel zu oft in unseren Echokammern und Filterblasen gefangen, als daß wir wahrnehmen könnten, daß in einer zunehmend spezialisierten Welt alle Akteure immer mehr über immer weniger wissen und der Spezialist auf seinem Gebiet auf einer immer größeren Vielzahl anderer Themenfelder nicht mal mehr Laie ist. In diesem Unverständnis argumentieren wir oft, erwarten vom Gegenüber mindestens denselben Kenntnis- und Erkenntnisstand, den wir haben, und unterstellen anderenfalls Unwissenheit, Unwillen, Faulheit, Bequemlichkeit, sich mit für uns selbstverständlichen Details zu beschäftigen, sehen Überzeugung nicht als unsere Aufgabe, wie eine meiner dauerhaften Lieblings-Phrasen in solchen Diskussionen – “educate yourself” – zeigt. Erschwerend kommt noch dazu, daß in vielen Diskursen Meinungs- und Redefreiheit offensichtlich verwechselt wird mit einem vollständigen Verzicht auf Stil, Takt, Höflichkeit oder gegenseitigem Respekt – frei nach der Idee, absolut alles sagen zu dürfen, ohne sich durch irgendetwas den Mund verbieten oder zurückhalten zu lassen. Dass auch selbst “bissige” Teilnehmer in öffentlichen Diskursen gern dünnhäutig und zornig reagieren, wenn sich andere in ihrem Umfeld derselben Meinungsfreiheit bedienen, braucht es als Anmerkung für die Skurrilität vieler Umgangsformen im digitalen Zeitalter eigentlich gar nicht. Wir täten gut daran, wenn wir wieder wahrnehmen würden, daß auch digitale Medien letztlich Kommunikation zwischen Menschen realisieren, und uns wieder der Idee verschrieben, andere so anzusprechen, wie wir es uns für uns selbst auch wünschen.
Im Endeffekt ergehen wir uns lieber in Vorwürfen, Streitereien, Verallgemeinerungen, die alle Beteiligten Kraft kosten, Menschen, die man eventuell für eine Sache gewinnen könnte, eher verprellen, und eigentlich nirgendwohin führen. Vielleicht müssten wir wieder mehr Kraft in positive Kommunikation investieren, mehr darüber nachdenken, wie wir Menschen überzeugen und für ein Thema zu begeistern, statt ihnen ihre eigene Meinung abzusprechen, sie zu verängstigen oder per dozierendem Zeigefinger belehren zu wollen. Für den WhatsApp- und Datenschutz-Fall wäre es nur konsequent, wenn sich diejenigen, die problemsensibel und willens sind, daran etwas zu ändern, etwa nicht als erste von so einem Werkzeug verabschiedeten, sondern als letzte (nachdem sie alle relevanten Akteure in ihrem Umfeld, alle Menschen, auf die sie kommunikativ Zugriff haben, von einer besseren Alternative vollständig überzeugt haben). Das gilt dann nicht nur für den engeren Familienkreis, sondern eventuell auch für dessen Umgebung – die Theatergruppe, die Reisefreunde, den Sportverein. Aber das ist eben deutlich schwieriger… challenge accepted?
Musickness
While we’re at it, in puncto Maulen über den Umgang mit Technologie, diesmal in anderem Kontext: Im laufenden Monat war, auch aus den verschiedenen Feierlichkeiten heraus, wieder Musik. Vermutlich weil ich in den letzten Monaten immer mal wieder die große Klappe hatte, musste ich jetzt feststellen, mich doch mehr oder weniger freiwillig mit Spotify zu beschäftigen. Ärgerlich, aber in gewisser Weise sind Bandcamp und YouTube (in genau dieser Reihenfolge) schuld. Nach wie vor kaufe ich Musik gern und seit vielen Jahren ausnahmslos bei Bandcamp. Meine Sammlung dort ist beträchtlich angewachsen in der Zeit, genau so wie meine CD- und Tape-Sammlung in den Jahr(zehnt)en davor. Nach wie vor kaufe ich Musik auch lieber auf irgendeinem Medium, als sie “nur” über Streaming-Dienste temporär verfügbar zu bekommen. Dumm nur: Für das gelegentliche Beschallen von Parties, Abenden mit Freunden und dergleichen ist all das relativ unhandlich. Bandcamp scheitert seit Jahren daran, die eigene App oder Website mit Features wie Playlists, Abspielen “ähnlicher” Interpreten aus der eigenen Sammlung oder auch nur Shuffle-Play über die verfügbare Musik anzubieten. Und für alle andere Musik steht der Aufwand, die Dinge zu digitalisieren, zu sortieren und in hinreichend guter Qualität vor- und verfügbar zu halten, in keinem Aufwand zum Nutzen. Ärgerlicherweise gibt es das eigentlich Offensichtliche seit Jahren nicht – einen Dienst, der mir leicht all die Musik, für die ich irgendwann schon einmal Geld bezahlt, aber nicht digital abspielbar habe, digital zugänglich macht. Bislang habe ich dafür immer YouTube verwendet, aber in den letzten Jahren hat die Werbung dort mehr und mehr zugenommen, und spätestens mit YouTube Music seit einigen Wochen ist dieser Kanal für meine Zwecke unbrauchbar.
Augenscheinlich bleiben also nur schlechte Optionen: Entweder Spotify oder YouTube Music in Premium-Accounts zusätzlich kaufen, oder die Abende mit werbe-unterbrochener Musik beschallen, oder Zeit, Mühe und Infrastruktur investieren, Medien zu digitalisieren und in größerem Volumen vorzuhalten. Vielleicht ist das Geschäftsmodell von Spotify dort dann nicht mehr schlecht, wenn man die nicht als Musik-“Händler” begreift, sondern als zusätzlichen Dienst, der einem hilft, Musik nurmehr digital bei Bedarf verfügbar zu machen. Das zu rechnen ist indes relativ schwer: Rein mit Speichermedien kommt man bei €120,- pro Jahr für Spotify Premium recht weit – wenn man die Zeit, die für die Digitalisierung der Medien und Aufbereitung der Sammlung einrechnet, sieht das sehr schnell anders aus.
Musikalisch war der Wechsel von April auf Mai sonst sehr variabel. Da sind zum einen die von mir sehr geschätzten Ivatu aus Moskau, die mit “Enormous and mild” gewohnt inspirierte neue Aufnahmen zwischen Electronica, Trip-Pop und Minimal Music in die Welt gesetzt haben, und Aetherian aus Griechenland, deren “Tales of our time” betitelte Debut-EP aus 2015 soliden, melancholischen Melodic Death Metal bietet und die man immer noch sehr gut hören kann. Ansonsten sind wieder einige Klassiker in meinen Playern hängen geblieben: Ich habe mich durch die Rush-Veröffentlichungen der späten 1980er und 1990er gehört und, wie umrissen, entlang verschiedener Abende Gäste mit Musik von Pink Floyd (Live in Pompeji) oder The 69 Eyes beschallt – Musik, bei denen die Bandcamp-Strategie an ihre Grenzen kommt. Völlig überraschend gilt dies nicht für ein anderes Album, das regelmäßig um diese Jahreszeit wieder auf meine Playlist rutscht: “Dead air for radios”, das 1995 unter dem Bandnamen Chroma Key veröffentlichte erste Solo-Album des ehemaligen Dream Theater – Keyboarders Kevin Moore.
Warum? Keine Ahnung. Aber aus irgendwelchen Gründen atmet absolut alles an dem Album, über das ich erst einige Jahre nach seiner Veröffentlichung gestolpert bin, für mich die Stimmung dieser Jahreszeit eines voranschreitenden, nicht immer sonnigen Frühlings, mit Momentaufnahmen von pollenschwerer Luft unter neugrünem Blätterdach hoher Bäume, unter grauen, dichten Wolkendecken, die dann und wann reinigende Regenschauer über das Land schicken. Die CD wie auch das gedankliche Bild hat über die Jahre nichts an Intensität eingebüßt.
Infrastrukturwolken
Die technische Arbeits-Sphäre ist dominiert von Infrastruktur-Erwägungen. Auch Linux-Fileserver kann man kaputt bekommen, und auch mit Virtualisierung werden Speicherkapazitäten ab einer gewissen Größe äußerst schwer zu handhaben. An diesem Punkt treiben den geneigten Ingenieur Überlegungen zu Self- und Cloud-Hosting um — und der Frage, daß Autonomie über eigene Daten, Infrastruktur und dergleichen durchaus wünschenswert ist, es andererseits aber in 2019 mehr als nur etwas weh tut, letztlich immer noch an denselben Problemen zu laborieren, an denen schon vor einer Dekade immer wieder Zeit verbrannt ist: Die letzte wirklich “kritische” Infrastruktur-Havarie auf Fileserver-Ebene lag in Herbst 2008, hatte einige Tage Störungen und Downtime und einen abgebrochenen Urlaub zur Folge. Danach sind die Umgebungen professioneller geworden – aber die Professionalisierung liefert sich ein Wettrennen mit dem größenmäßigen Wachstum. Momentan liegt die Größe leicht vorn. Ich wünsche mir auf File-System-Ebene die Fähigkeiten zu Clustering, Lastverteilung und dergleichen, die ich bei HTTP mit den gängigen Werkzeugen zur Hand habe, meditiere über und beschäftige mich mit Ansätzen wie ceph, xtreemfs und anderen Cluster-Filesystemen auf der einen Seite – und Hybrid-Cloud-Erwägungen auf der anderen. Und sehe zunehmend Begrenzungen in Self-Hosting-Ideen. Ab welchem Punkt funktioniert es fachlich und technisch nicht mehr, solche Infrastruktur selbst für sich aufzuziehen und so weit zu verstehen und zu beherrschen, daß man sie produktiv in allen denkbaren Wechselfällen betreiben kann? Wie viel Personal benötigt man dafür – in einer Arbeitsmarktsituation, in der seit Jahren nahezu unmöglich ist, offene technische Stellen adäquat zu besetzen? Ab welchem Punkt bleibt das Einsehen unausweichlich, daß ein Abstraktionsniveau “Betriebssystem” oder “VM” in 2019 vermutlich nicht mehr zu bewältigen ist, wenn man komplexe, verlässlich nutzbare Fachanwendungen dort drauf setzen möchte? Und, viel schwieriger noch für die eigene Umgebung: Wieviel Kraft lohnt es überhaupt in Auseinandersetzung mit solchen Fragen zu stecken? Sind das Themen, die in mittelfristiger Zukunft technologisch für uns, für mich noch Relevanz haben, wissend, daß in den letzten Jahren der auf technischer Ebene gestalterische Spielraum aus Gründen kleiner und kleiner geworden ist? Es ist und bleibt interessant. Manchmal, aber nur manchmal, verstehe ich all jene, die sich aus Nostalgie-Erwägungen und der geringeren Komplexität wegen gern in die Linux-Systeme der späten 1990er zurückträumen, in denen das Beleben einer Soundkarte oder das Aufstellen eines eierlegenden Wollmilchservers für das Studentenwohnheim oder das KMU ums Eck noch greifbare Achievements mit Lerneffekt und Sichtbarkeit waren.
Und sonst so…?
Der Schockwellenreiter ist 19 geworden, ich gratuliere von Herzen. Das ist insofern bemerkenswert, als dass ich Herrn Kantels Ausführungen seit spätestens 2003 regelmäßig folge und viele seiner Posts mich dazu inspiriert haben, mich mit konkreten Themen tiefer zu beschäftigen. Darüber hinaus, ehrlich gesagt, ist der Schockwellenreiter auch eine der ganz wenigen Quellen aus jenen Tagen, die nahezu unverändert immer noch aktiv ist – das Wort “Blogroll” möchte ich in dem Kontext lieber meiden. Ansonsten: Japan hat einen neuen Kaiser und ein Jahr-1-Problem. Das war denkwürdige Randnotiz entlang der letzten Tage – vor allem mit Blick auf Japan als Land, bei dem man beständig Gegensätze wahrnimmt zwischen High-Tech auf der einen und einer sehr alten, sehr lang bewahrten Tradition auf der anderen Seite. Dinge, die (in mehrerlei Hinsicht) “spannend” sind, passieren gern zwischen solchen Gegensätzen. Gegensätze gibt es auch in Deutschland immer noch, auch im Jahr Fast-30 nach der deutschen Wiedervereinigung, aber offensichtlich haben wir das Thema Einheit historisch schon überwunden, zumindest lernten wir in diesen Tagen, daß das Innenministerium die 30-Jahr-Feier im nächsten Jahr übersehen hat. Auch das rangiert unter der Rubrik “denkwürdig”. Darüber hinaus habe ich immer noch viele angefangene Blog-Posts in meiner Warteschlange und schäme mich nicht, diese nicht fertiggestellt zu haben. Dafür habe ich wieder ein paar mehr Fotos auf Flickr geworfen und bin immer noch im Unklaren, ob und wie sich Flickr und dieses Blog irgendwann besser zusammenfinden sollten – oder ob es gar nicht schlecht ist, diese Aspekte halbwegs zu trennen.
Ferner: elementary OS hat mit einem der letzten Updates einen merkwürdigen Bug eingeführt, der das Transparenzverhalten des Panels beeinflusst, mich dazu veranlasst hat, tiefer mit Verstand in den Quellcode und die Toolchain zu schauen und große Teile meines immer noch work-in-progress-seienden Follow-Ups zu elementary noch einmal wegzuwerfen, weil in dem System manche Dinge auf zweiten Blick besser, andere sehr viel schlechter sind. Nun ja. Vielleicht schaffe ich den Text irgendwann noch – mit der vorwegzunehmenden Erkenntnis: Aus Nutzersicht ist der FLOSS-Desktop in den letzten zwei Jahrzehnten über sich hinausgewachsen – aus Sicht des Toolings für Entwickler, aus Sicht von Werkzeugen, Debugging und dergleichen, leider absolut nicht. Dafür habe ich nach anfänglichem Zögern gelernt, mich mit flatpak für die Installation von Software auseinanderzusetzen, und fremdele weniger als zu Beginn dieses Exkurses. Inwieweit es gut ist, einem der großen Probleme des Linux-Desktops (verschiedene Paketierungs-Formate mit verschiedenen, tendenziell eher inkompatiblen Abhängigkeiten) durch ein weiteres Paket-Format zu erschlagen, oder ob hier xkcd #927 ein weiteres Mal zuschlägt, wird sich wohl zeigen müssen. Apropos Software und Pakete: Mozilla haben in Firefox über mehrere Tage erheblich Stress gehabt, mit einem ausgelaufenen SSL-Zertifikats und der daraus resultierenden Konsequenz klarzukommen, daß in Firefox-Browsern in Größenordnungen Extensions nicht mehr zertifiziert und deaktiviert wurden. Interessant, interessant. Ich bin ja immer noch der Meinung, einmal über ein ausgelaufenes übersehenes SSL-Zertifikat zu stolpern gehört zur Berufserfahrung, die jeder Infrastruktur-Admin irgendwann gemacht haben muss…
“We have flooded ourselves with the media in all its many forms. Our minds are now open to signals. We have become aerials.”
― Jeff Noon
Finally: Ich habe wieder mal begonnen (im Wesentlichen inspiriert durch die Jahreszeit und die Fragmente in seinem Twitter-Account), Literatur von Jeff Noon zu lesen – und empfehle das jedem, der es noch nicht selbst schon tut. Wenige Autoren können so wirre Welten konstruieren wie er. Man müsste mehr Kraft in schräges Schreiben investieren, irgendwann. 😉️