… und… Zündung!
Lang schon schwelt die Diskussion um Softwarepatentierung im Allgemeinen sowie im europäischen Rechts-Kontext im Speziellen, hacken sich Gegner und Befürworter mit mehr oder minder schlüssigen, mehr oder minder realitätsnahen Argumenten, sehen sich Programmierer mittlerweile langsam, aber sicher in einem Beruf, dem man ob der Häufung von Trivialpatenten (die im Gebiet der Software gern auf nahezu alles erteilt werden, was irgendwie verwertbar aussieht) kaum noch nachgehen kann, ohne permanent durch Verletzung “geistiger Eigentumsrechte” (…) kriminell zu werden.
Die erste richtig größere Bombe in dieser Hinsicht könnte jetzt vielleicht geplatzt sein mit einer Klage, die den (Linux-) Distributor RedHat derzeit ereilt hat, die das Softwarepaket Hibernate betrifft und im extremsten Fall dessen Ende bedeuten könnte. Das allein ist schlimm genug, da Hibernate eine für die Handhabung von Persistenz (der Speicherung von Daten) in Java-Projekten enorm elegant und leistungsfähig ist. Schlimmer aber noch:
Das besagte Patent beschreit ein Mapping zwischen einem Objektmodell und einer relationalen Datenbank und wurde Firestar im August 2000 zugesprochen, angemeldet wurde es bereits im September 1998. Laut Klageschrift bietet Firestar selbst ein Produkt an, das die in dem Patent beschriebene Technik nutzt.
Wird die Patentschrift weit genug ausgelegt, könnte dies nicht nur das Ende für Hibernate und die verschiedenen artverwandten freien Projekte bedeuten, sondern gleichermaßen jeden gegenwärtigen Software-Entwickler kriminalisieren, der in seiner Anwendung die Notwendigkeit hat, Daten in einer relationalen Datenbank vorzuhalten: Ebensolche sind nach wie vor der Stand der Technik in jedem halbwegs ernstzunehmen Anwendungssystem, ebenso werden Applikationen im Kleinen wie im Großen weitestgehend in objektorientierten Umgebungen (Java, .NET/C#, C++, …) entwickelt, was ein objektorientiertes Datenmodell quasi impliziert. An diesem Punkt wird sich der Programmierer Gedanken machen müssen darüber, wie er seine speicherinternen (objektorientierten) Daten in die Tabellen einer relationalen Datenbank ablegt – eine Arbeit, bei der ihm bislang Hibernate & Co. geholfen haben… und die künftig in dieser Form nicht mehr legal möglich sein könnte. Softwarepatente sind schon ein Segen…
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