Trüber Blick in die Röhre…
Eigentlich läuft der Fernseher ja eher selten bei uns, auf einem der drei Programme, die man in Dresden mit Zimmer-Antenne empfangen kann, und man mag wohl darüber diskutieren können, wie herum diese Dinge voneinander abhängen – sorgt die Abwesenheit weiterer Kanäle dafür, daß die Kiste häufiger aus als an ist, oder war bislang noch keine Notwendigkeit, sich an die gängigen Kabel-Medien anschließen zu lassen, wenn man ohnehin zum Fernsehen kaum Zeit und Muße hat?
Sei dem, wie es wolle… Bisweilen ist der Kasten dann doch an, bringt eine ganz spezielle Sicht auf die uns umgebende Welt ins Wohnzimmer, beliefert uns mit Nachrichten, Informativem, Unterhaltsamem und hat somit schon eine gewisse Daseinsberechtigung. Aber zur Zeit treibt mich das, was ich dort sehe, manchmal an den Rand der Verzweiflung. Nicht, daß das Programm bisweilen schon fragwürdig genug wäre (darüber hatte ich mich ja an anderer Stelle schon ausgiebig mockiert); nicht, daß man noch wirklich große Qualität erwarten würde zwischen dem Infotainment-Programm des Morgenmagazins und seinen Moderatoren (jene Leute eben, die ihre Interview-Partner kaum einen Satz zu Ende sprechen lassen, dabei ihr Frageprogramm abspulen, scheinbar ohne die Antworten des Gegenübers, sei es Politiker oder Wirtschaftler oder Wissenschaftler, wirklich zu verstehen, und sich dabei bisweilen in einer Art der “Berichterstattung” üben, die in ihrem Stil auch von der Yellow-Press kaum noch unterboten werden können) und den dümmlich-platten Daily-Soaps und (ähem) Telenovelas, angesichts derer der mündige Gebührenzahler den ganzen Nachmittag über Zeit und Gelegenheit hat, im Zorn angesichts dieses “Levels” den Blutdruck ein wenig zu pushen.
Nein, eigentlich ist es mittlerweile nur allzu oft so, daß man, nun, absolut nichts mehr erwartet und auch genau das geboten bekommt. Aber momentan ist es ganz schlimm, momentan überschneiden sich die olympischen Winterspiele in Turin und die beginnende Karnevals-Zeit… Was bedeutet das? Mit drei Programmen ist man hilflos verloren, wie etwa am zurückliegenden Mittwoch. Dann erlebt man Abende, an denen einer der drei Sender bis zu spätnächtlicher Stunde Sport-Liveübertragungen über den Äther scheucht, nur unterbrochen durch zeitweilige Sponsor-Einblendungen und einen nervigen Madonna-Song (der, abgesehen davon, daß er einem schon nach dem ersten Hören gnadenlos auf den Wecker zu gehen vermag, direkt überhaupt keinen thematischen Bezug zu dem Ereignis “Olympia” hat) – und die beiden anderen Programme treten in dieser Zeit ihre Studios an männliche und weibliche Jecken ab, die, natürlich ebenso bis in die Nachtstunden, mit organisiertem Frohsinn, Schunkel-Musik und allenfalls ein paar annehmbaren, politisch-satirischen Witzen “unterhalten”.
Und das Schlimmste: Es ist nicht abzusehen, daß es dieses Jahr sehr viel besser wird, denn große Ereignisse werfen schon ihre Schatten voraus in Tagen, in denen man verdächtig oft das schwarz-weiße Leder in allen Posen und Größen zu sehen bekommt, bevor das Land (und vermutlich auch das TV) anläßlich der “deutschen WM” in Fußballhysterie versinkt.
Dann wohl doch lieber abschalten…