SAP, Open-Source und “Visionäre”
Wenn man sich die aktuellen Kommentare von SAP-Produktentwicklungs-Chef Shai Agassi zum Thema OpenSource so durchliest, weiß man einmal mehr, wozu Lizenzen wie die GNU GPL notwendig und für freie Projekte überlebenswichtig sind: Weil sich Großkonzerne wie eben SAP oder IBM, trotz Lippenbekenntnissen zu OpenSource und teilweise sogar eigener Entwicklung auf diesem Gebiet (wie etwa der von SAP und mySQL gemeinsam entwickelte und vertriebene Datenbankserver MaxDB, mit dem SAP bei ihren Kunden ganz offensichtlich die Notwendigkeit einer Investition in Oracle-Produkte zu unterbinden suchen) , hier augenscheinlich puren Opportunismus betreiben, derartige Konzepte unterstützen, solange bzw. wo sie nützlich scheinen, und an anderen Punkten zeigen, daß diese Unterstützung allenfalls (wenn überhaupt) halbherzig ist.
Daß MaxDB auf der Website als Produkt angeworben wird, welches von
… über 6000 globalen Kunden, inclusive Toyota, Intel, DaimlerChrysler, Braun-Gillette, Bayer, Colgate, Yamaha, and Deutsche Post
eingesetzt wird, scheint direkt konträr zu sein zu den Aussagen von Mr. Agassi, für den OpenSource offensichtlich “gerade mal gut genug für Debugging” ist. Daß die Firma gleichermaßen in einem LinuxLab engagiert ist als auch gleichzeitig das (von Befürwortern von GNU/Linux und freier Software insgesamt als schädlich betrachtete) Konzept der Software-Patentierung vorantreibt, ist nicht weniger schizophren und legt die Vermutung nahe, daß globale Konzerne für freie Software keine wirklich ernstzunehmenden Partner sind.
Gipfel der Dummheit der Äußerungen von Mr. Agassi ist meiner Meinung nach aber die Aussage, Microsoft würde mit der aktuellen Entwicklung (Windows Vista) eben Apple und MacOS X kopieren, nicht aber GNU/Linux – weil OpenSource weniger innovativ sei. Die Gründe dafür dürften mit Sicherheit andere sein als die “fehlende Innovativität” von Open-Source – Software.