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Rettet die Privatkopie, Teil (n+1) …

… auf golem.de. Im Endeffekt viele bereits bekannte Aussagen und wenig Neues. Einige Sachen geistern mir dazu allerdings noch durch den Kopf:

(I) Mich stört ein wenig, daß bisweilen kaum Abgrenzung existiert zwischen “Raubkopierern”, die in großem Maße alles, was irgendwie verfügbar ist, vervielfältigen, und dem “Otto Normalnutzer”, der eine selbstzusammengestellte (gebrannte) CD mit Songs von Medien, die er legal erworben hat, seiner beseren Hälfte schenkt. “Fair Use” sollte an diesem Punkt das Stichwort sein, ein Umgang mit Inhalten, der für beide Seiten fair ist – sowohl für den Nutzer (der sich nicht knebeln lassen muß von überzogenen Lizenz- und Rechtsschutzmodellen) als auch für den erzeugenden Künstler (der, so er denn davon leben muß, auch noch die Chance dazu hat, davon leben zu können). “Fair Use” sollte bedeuten, daß beide Seiten an den jeweils anderen denken.

(II) Mich ärgert, daß die Musik-Industrie in diesem Kontext immer und immer wieder als Fürsprecher der Künstler auftritt. Auch hier wäre eine diffizilere Betrachtung der Angelegenheit in der Öffentlichkeit wünschenswert. Nicht alle Künstler sind per se gegen File-Sharing, nicht alle Musiker profitieren davon, daß die großen Medien-Konzerne mit viel finanziellem Aufwand belanglose Kunststoff-Stars produzieren und sämtliche anderen Signings des Labels die Kosten dafür per Querfinanzierung mittragen müssen.

(III) Mich ärgert noch sehr viel mehr die massive Kurzsichtigkeit, die derzeit bei diesen ganzen Themen demonstriert wird. Permanent geht es eigentlich nur noch um die Vermarktung von Entertainment-Inhalten, die man mit maximalen Gewinnen an kaufende Kunden verticken will. Themen wie Forschung, Wissensarchivierung und – erhalt scheinen keine Rolle mehr zu spielen, alles muß sich dem Diktat der Wirtschaftlichkeit und des “geistigen Eigentums” unterordnen. Diese Visionlosigkeit bei Vertretern der Wirtschaft ist wenig erstaunlich, bei Vertretern der Politik hingegen eigentlich kaum hinzunehmen.

(IV) Mich nervt, daß ich, so sich die gegenwärtigen Tendenzen durchsetzen werden, dieser Diktatur vermutlich nicht entziehen kann. Ich will gar keine Inhalte mit meinen Rechnern “stehlen”; es gibt so viele frei verfügbare Musik, Filme, …, die sich lohnen, und selbst DVDs und CDs finden sich nach ein paar Monaten meistens für ein, zwei Euro das Stück im Wühltisch. Ich will andere Dinge mit meinem Rechner tun, werde mich aber perspektivisch dadurch behindert fühlen, daß DRM, TCPA und der ganze Schmutz, der damit zu tun hat, mir mehr oder weniger vorgibt, welche Software ich noch nutzen kann, was ich mit meinem Rechner machen darf, vielleicht noch, welche WWW-Sites ich besuchen darf undundund. Ich bin nicht interessiert an einem Entertainment-Rechner, und mir stinkt es, daß die Kurzsichtigkeit “Computer == Unterhaltung” vielleicht schlimmstenfalls (wie angestrebt in Frankreich mit dem Versuch, OpenSource-Software aus Gründen des Schutzes von Medien-Inhalten zu verbieten) gute Werkzeuge (eben Open-Source – Software) kaputtgemacht werden. Das sind diktatorische Maßnahmen, die mit einer Gesellschaft der Freiheit oder auch nur marktwirtschaftlichem Wettbewerb weiß Gott rein gar nichts zu tun haben.
Also: Tut was – hier oder hier oder hier oder hier.

6. Januar 2006

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