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Brückenbauers Erbe.

So, jetzt wird es also ernst für die Dresdner Waldschlößchenbrücke, ernst gleichermaßen für den “Weltkulturerbe”-Titel, den das Elbtal in und um Dresden deswegen nun wohl einbüßen dürfte. Mit dem gerichtlich verordneten Baubeginn wird es damit Zeit für die Stadt, sich dem Inhalt der ‘Büchse der Pandora’ zu stellen, die die Stadt selbst mit dem Bürgerentscheid vor reichlich zwei Jahren geöffnet hat.

Dabei ist der Status Quo die vermutlich für alle Seiten übelste denkbare Situation. Auf der einen Seite braucht es nur wenig Pessimismus Realismus, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln werden: Die Frage des Zusammenbruchs der doch überschaubaren Mehrheit des Bürgerentscheides für den Brückenbau dürfte vermutlich angesichts des Baubeginnes und der damit verbundenen Folgen, spätestens aber bei “stehender” Brücke nur noch eine Frage nach dem “Wann?” und nicht nach dem “Ob?” sein – dann wird man sich vermutlich eher des Gerichtsurteiles erinnern, das den Baubeginn angeordnet hat, als der Grundlage, auf deren Basis diese Anordnung geschehen ist (der Motivation nämlich, dem demokratischen Prozeß des Bürgerentscheides zu verdientem Gehör zu verhelfen). Daß dann in einem Nicht-mehr-Welterbe-Elbtal die Richter und Politiker, die den Brückenbau nicht verhindert haben, eher im Kreuzfeuer stehen werden als jene, die im Bürgerentscheid die Grundlage dafür legten, wird man dann vermutlich geflissentlich übersehen.

Das ist aber eigentlich gar nicht das Problem. Viel schlimmer: Die gegenwärtige Situation ist eigentlich erst entstanden als Folge von Überspitzungen und Emotionalisierungen auf beiden Seiten – sowohl der der Brückenbefürworter als auch der -gegner. Natürlich braucht eine Stadt am Fluß Brücken, das wissen vermutlich Budapest und Prag genausogut wie London und Amsterdam und eben auch Dresden. Und statt der endlosen Diskussionen über diese Brücke hätte man wohl besser daran getan, sich auf den Konsens zu einigen, daß Brücken notwendig sind, und darüber nachzudenken, wie sich ein verkehrstechnisch sinnvolles Brückenkonzept mit den finanziellen Möglichkeiten und den im Hinblick auf Welterbe und Umwelt zu berücksichtigenden Gegebenheiten vereinen läßt. Stattdessen hat man lieber einen zweckfreien Bürgerentscheid vorangetrieben, in dem vermutlich das Gros der Autofahrer für diese Brücke gestimmt hat, weil die Alternative dazu “keine Brücke” gewesen wäre.

Der potentielle Verlust des Weltkulturerbe-Titels aufgrund derartiger streitsüchtiger “diese-Brücke-oder-keine” – Visionslosigkeit (nicht, daß es nicht genug alternative Konzepte gegeben hätte…) ist vielleicht noch trauriger als die Tatsache selbst. Der Stadt hätte eine verkehrstechnisch sinnvoll geplante Brücke genauso gutgetan wie der touristische und kulturelle Effekt des Status’ “Kulturerbe”. Letzteres ist nun wahrscheinlich dahin, und ersteres zumindest arg fragwürdig. Schade drum.

14. März 2007

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