Statussymbolik
Es wird wärmer. Der fünfte Monat des Jahres war eine merkwürdige Mischung: Sonnig-heiße Tage mit sehr kühlen Schatten, für die Jahreszeit eiskalter Wind, langsam hellere Abende, die sich wie November anfühlten, nebelartiger Regen oder regenartiger Nebel – diese Art von Niederschlag, bei der Dir Myriaden feinster, unglaublich dichter Tropfen in Sekunden durch Haare, Kleidung, Gepäck dringen und das Gefühl hinterlassen, Dich bis auf die Haut durchnässt zu haben. Wir haben im Hof zwischen den Häusern Eis gegessen, das erste Mal seit langem. Längst ist die Regelmäßigkeit der Aufenthalte dort unten eingeschlafen, haben sich die Leute verändert, mit denen man dort eventuell zusammentrifft. Selten nimmt man bewußt wahr, wie beeindruckend Nadelbäume in einigen Jahren wachsen können.
Zwischen der natürlichen Vegetation und den Versuchen der Nachbarn, die Grünflächen strukturierter zu nutzen, hat es nach Jahren der Anläufe einen eigentümlichen Frieden gegeben: An einigen Stellen bleiben Blumen und Sträucher, aber großflächig sind Kultivierungsversuche zurückgefallen auf glatten, halbwegs gepflegten Rasen. Spielzeug liegt immer noch herum, zwischendrin, und auch unsere alten Tische und Stühle stehen, von der Witterung abgeschliffen, immer noch gebrauchsfähig inmitten der seltener genutzen Flächen. Einige Gesichter sind noch vertraut. Einige Wohnungen scheinen nurmehr Durchlaufquartiere zu sein. Die Dinge sind Bewegung. Und es ist wohl in Ordnung so.
Medienexposition
Auch der Mai hatte Musik, über die es zu berichten lohnt, zuallererst Minuit Machine aus Frankreich, deren neues Album “Infrarouge” dieser Tage das Licht der Welt erblickt hat. Eine Reunion nach vier Jahren, in denen sich Hélène de Thoury auf ihr Solo-Projekt Hante. konzentriert hat und Sängerin Amandine Stioui weitestgehend untergetaucht war. Einzig wirklich ärgerlicher Aspekt an der Sache: Zur Release-Show in Dresden habe ich es nicht geschafft. Dann wohl beim nächsten Mal. Es bleibt festzuhalten, daß der Neustart für das Projekt mehr als gut funktioniert hat. 10 Tracks mit dem Etikett “disrupted wave”, die perfekt zur merkwürdigen Stimmung wolkig-trüber, kühler Großstadtnachmittage passen, an denen man heimwärts durch die Zeit treibt, in denen einen viele verschiedene Gedankenfetzen und Gefühlsschnipsel umtreiben, alle irgendwie präsent, aber keiner dominant genug, keiner lang genug präsent, um ihn zu fassen zu bekommen.
Ansonsten habe ich, seit langem wieder einmal, Zeit mit Computerspielen verbracht, in zweierlei Hinsicht. Über den extrem empfehlenswerten Podcast “Stay Forever” bin ich ganz plötzlich wieder einmal durch alte bis sehr alte Spiele wie Impossible Mission (aus C-64 – Zeiten), “Myst” (das erste CD-ROM – Spiel, das wirklich CD-ROM brauchte), “The Dig” oder “Alone in the dark” gestolpert, eine interessante Zeitreise durch verschiedene Epochen, die auch Lust darauf gemacht hat, noch einmal in manche dieser Werke einzutauchen. Und ich habe einmal mehr Good Old Games als sehr schöne Anlaufstelle für genau dieses Ansinnen erlebt. Viele der Medien von damals sind mittlerweile entweder nicht mehr les-, nicht mehr installier- oder für mich im Falle von “Shadow Of The Comet” schlicht nicht mehr auffindbar, und GOG löst dieses Problem elegant und zu freundlichen Preisen.
Die Faszination für die “alten” Spiele ist dabei im Übrigen nicht nur ein plumples “Früher War Alles Besser(TM)”, auch wenn etwas Nostalgie dazugehört. Gerade Spiele wie The Dig, Myst, Legend Of Kyrandia oder die ganzen LucasArts – Abenteuer sind jene, die ich in den 1990ern gespielt habe zusammen mit meinem Vater, am alten Packard Bell Corner-PC mit dem ersten Double-Speed-CD-Laufwerk. Das war die Technisierung zu dem Zeitpunkt, als mein Vater in etwa so alt war wie ich heute… Naja, darüber hinaus liegt den Spielen, glaube ich schon, an vielen Stellen mehr Innovativität inne als heute – die technischen Möglichkeiten waren begrenzter, der Markt kleiner, damit aber auch die Menge des bereits “Bekannten” – es war leichter, “aufzufallen”, sich von der Masse abzuheben, neues Terrain zu betreten. Schließlich und endlich war einfach auch mehr Zeit, sich in Details und Breite überhaupt dieser Vergnüglichkeit zu widmen.
Von Spielen neuerer Zeit, denen ich gelegentlich Stunden widme, haben mich “Distraint” und sein Nachfolger auf Android als Spiele seit langem wieder einmal gefesselt und gezeigt, wie viel Effekt man erreichen kann mit einer halbwegs interessanten Idee, Retro-Grafik (da ist es wieder…), stimmigen Sounds und völligem Verzicht auf In-App-Purchases. An vielen Stellen gehören die beiden Spiele (der zweite Teil noch mehr) zum düstersten, was ich bislang jemals in den Händen hatte, auch weil das Szenario vergleichsweise ungewöhnlich ist. Daß ein finnischer Entwickler dahintersteckt, ist aus verschiedener Perspektive nicht sonderlich überraschend. Der Umstand, daß ich im ersten Teil über Tage in den Zimmern zwischen den Wänden festhing, hat die Spielfreude nicht merklich getrübt. Es ist immer wieder mal eine gute Idee, unabhängige und kleinere Entwickler zu unterstützen.
Netzexposition
Im Netz wiedermal Flickr: Ende Mai war die Plattform über mehrere Tage gestört bis offline in dem Unterfangen, die Datenhaltung auf Amazon AWS zu verschieben. Bei der Menge an Nutzern und Mediendaten mit Sicherheit ein spannendes Projekt, um das ich die Kollegen in der Infrastruktur von Flickr ein Stück weit beneide, was aber auch mit Sicherheit einige Beteiligte graue Haare gekostet haben dürfte. Die üblichen Reaktionen, von wegen weitergehende Zentralisierung und Datenschutz, hab ich fürs Erste ausgeblendet und für mich eine interessante Einsicht gewonnen: Ich bin mit Fotos bei Flickr seit 2006, davor drei Jahre bei fotolog.com, wo ich meinen Account mittlerweile gelöscht, aber ein paar gute Kontakte zurückbehalten habe. Anders als bei Google, Facebook, Instagram hab ich hier weniger Probleme mit einem Dienst wie AWS, weil: Im Endeffekt waren die Dinge, die wir damals(TM) bei Flickr schon getan haben, zwar immer persönlich, aber nie im Wortsinne “privat”. Dort ging es immer um Öffentlichkeit, um Kommunikation und Austausch, weswegen auch Kommentare an den Bildern immer wichtiger waren als “Likes”. Und es war immer klar, daß die Daten, die dort liegen, letztlich in fremder Infrastruktur verbleiben – und daß Vertrauen nur bis zu einem gewissen Punkt geht. Es gab immer Grenzen bezüglich der Themen, die man solchen Diensten anvertraut hat, und das auch nicht mal aus bösem Willen, sondern weil irgendwie immer bewußt war: Daten, die man einmal in irgendeiner Form weitergegeben hat, kann man nicht wieder “einfangen”. Unter dieser Betrachtung spielt es keine große Rolle, ob die Daten bei Flickr, bei Yahoo oder bei AWS liegen – oder auch nur in einem Webhosting-Rechenzentrum wie dem, in dem der Server läuft, auf dem das Linux läuft, auf dem der Apache und die mySQL wohnen, auf denen diese wordpress-Instanz lebt.
Mehr irritiert hat mich dort die, nun, “Auseinandersetzung” zwischen Google und Huawei, und dabei konkret dem Umstand, daß Huawei-Geräte damit offensichtlich vom Zugriff auf konkret den Play Store und einige andere Google-Anwendungen ausgeschlossen sind. Erkenntnis: Als unabhängiger Entwickler von Software für die Android-Plattform könnte ich plötzlich Kunden auf Huawei-Geräten nicht mehr erreichen. Und umgekehrt: Als Google Play – Kunde (der ich unter Umständen durchaus nennenswert Geld in nicht übertragbare Dinge wie Apps, Bücher oder Musik auf der Google-Plattform investiert habe) mit einem Huawei-Gerät komme ich in Unsicherheit, ob ich auf die Inhalte, für die ich bezahlt habe, mittelfristig überhaupt noch in irgendeiner Form Zugriff habe. Auch wenn der Extremfall vermutlich nicht eintreten wird: Das ist, gelinde gesagt, arg unschön und bestärkt mich in der erst kürzlich (im Blick auf Spotify) umrissenen Einstellung, auch in der digitalen Welt tendenziell lieber Dienstleistungen und Produkte zu nutzen, die sich im Zweifelsfall herunterladen und offline sichern und verwenden lassen, auch ohne ein Konto und irgendeine Anmeldung irgendwo. Mithin sondiere ich vorrangig für die Apps, die ich auf meinen Android-Geräten nutzen möchte und für die ich auch regelmäßig wieder Geld bezahle bzw. bezahlt habe, ob und wie sich diese notfalls auch außerhalb eines Play Stores installieren und betreiben lassen, und schaue vorsichtig Richtung /e/ Foundation. Dabei habe ich nicht mal ein grundsätzliches Problem mit Google, ganz im Gegenteil: Viele der Anwendungen aus diesem Hause sind sehr leistungsfähig und durchdacht und haben, neidlos zugegeben, dafür gesorgt, daß Technologie in der Breite für viele Menschen sinnvoll einsetzbar sind. Aber ich möchte wählen können, wie viel ich wann nutze. Ich möchte insbesondere im Hinblick etwa auf die Play-Services nicht nur zwischen “alles” oder “nichts” entscheiden können. Und ich bin bei Inhalten wie etwa Apps, Musik oder Büchern, die ich kaufe und nutze, gern an den Hersteller, nicht aber den Händler (in dem Fall Google über den Play Store) binden, über den ich den Inhalt irgendwann gekauft habe.
Hatte ich entlang dieses Weges in jüngerer Vergangenheit wieder einmal die Lektüre von Douglas Rushkoffs exzellentem “Program or be programmed: Ten commandmends for the digital age” empfohlen? Falls nein, so sei dies hiermit geschehen. Zur der Lektüre empfiehlt sich zudem der “Study Guide”, der auch vorab ein gutes Gefühl zu den Themen gibt, die das Buch abdeckt.
Weil wir gerade bei Bindung und Abhängigkeit waren: Es gibt wiederkehrend verschiedene Momente, in denen “walled gardens” in Netzwerken Ärger machen, und nicht alle sind offensichtlich. Mein aktuelles Lieblings- und Frustbeispiel sind interne Dokumentations- und Ticketsysteme. Tools wie Jira, Trac, Redmine gibt es nicht erst seit gestern. Meist hängen an solchen Werkzeugen mehr oder minder komplexe Prozesse, die für die Beteiligten weitestgehend funktionieren. Und jedes Mal wieder stellt man fest: Die Probleme beginnen an der Grenze, etwa dort, wo man Beteiligte in verschiedenen Organisationseinheiten oder Teams zusammenbringen muss. Da gibt es plötzlich verschiedene dieser Tools in verschiedenen Umgebungen, die sich nicht vereinheitlichen lassen, weil jeder Beteiligte eben seine Workflows und Anforderungen auf seiner Installation hat und Integration der Systeme nicht vorgesehen oder wirtschaftlich darstellbar ist. Da gibt es plötzlich Hürden, sich auf ein gemeinsames Tool zu einigen, weil etwa auf einer Seite Dokumentations- und Zeiterfassungsregeln daran hängen, auf der anderen Seite die Hürden für das Einführen externer Nutzer beliebig hoch, beide Systeme nur sehr eingeschränkt in der Lage sind, mit möglichen Brückentechnologien wie E-Mail umzugehen – und die jeweiligen Experten partout nicht gewillt sind, von dem Werkzeug, das sie “beherrschen”, abzulassen. Eigentlich könnte man das auch leichthin ignorieren – lästig nur: Man kommt nie an einen Punkt, an dem alle potentielle Beteiligten, also auch Vertreter in Urlaubszeiten, imstande sind, schnell und chronologisch einen Überblick über Historie zu bestimmten Themen zu gewinnen. Übrig bleibt dann meist die Lösung, die schon seit den späten 1990ern funktioniert, nämlich der Versand von E-Mails an breite Empfängergruppen und jeweils mit dem vollen Kommunikationsverlauf in jeder Nachricht. Es ist schön zu sehen, daß wir uns technisch weiterentwickeln… 😉️
Änderungexposition
“Weiterentwickeln” ist ein gutes Stichwort. In den letzten Monaten treibt mich die Phrase “embrace change” um. Daran habe ich verschiedene Dinge gelernt. Unsortierte Erkenntnisse dazu: Beharrlichkeit gegenüber Änderungen ist nicht zwingend fehlender Wille zur Weiterentwicklung oder Anpassung. Wenn “embracing change” zusätzlichen Aufwand für bestenfalls als nur orthogonal wahrgenommene Ziele bedeutet, während alle anderen Gegebenheiten unverändert weiter Gültigkeit behalten, sind Motivation und Möglichkeit für den Umgang mit Änderungen sehr begrenzt gegeben. Ein anderes Hemmnis sind Brüche in Kommunikation und Kultur: Wenn sich Sprache (sowohl “natürliche” Sprache als auch Terminologie und Kommunikationsstil der Geschäftsleitung), Verhaltensweise, Ziele im Fluß verändern, hängt man Menschen ab, die das “Neue” und das “Alte” nicht mehr zusammenbekommen. Im Endeffekt: Man nehme eine unscharfe, unkonkrete, zeitlich nicht terminierte Vision als Lösung aller Probleme und Antwort auf alle schwierigen Fragen, blende explizit vorgetragene oder nicht ausgesprochene Ängste und Sorgen von direkt Betroffenen aus – und schaffe damit eine Atmosphäre, in der Menschen bestenfalls zu unmotiviertem Dienst nach Vorschrift oder im schlimmsten Fall in eine ausgesprochen oder innere Kündigung laufen.
Alles in allem findet man sich plötzlich wieder auf dem Weg in den Kaninchenbau von Change Management und Umgang mit Unternehmenskulturen in einer sehr praktischen und anschaulichen Situation. Aber vermutlich gilt eingangs Geschriebenes: Alles Gelernte ist gut, und Prozess ist, nun, Arbeit. Viel Arbeit und viel Laufen durch die Ebene.
Realitätsexposition
Und sonst? Ich habe über End-User-Support für FLOSS-Anwendungen auf Android geschimpft und die Liste meiner Entwürfe im Blog vergrößert. New month, same story. Nach Monaten war ich zudem wiedermal beim Sport. Im Dojo wird es schon langsam wärmer (wenn auch das Extrem-Klima der Sommermonate noch nicht erreicht ist), und ich merke jedes Mal wieder: Mir fehlt die Zeit und Kontinuität, ich beginne irgendwie in jedem Anlauf wieder von vorn, sowohl im Blick auf Technik als auch im Blick auf Kondition. Nun ja. Vielleicht findet sich zu gegebener Zeit ein Tag in der Woche dafür, der verlässlicher funktioniert… Darüber hinaus: Ich war nicht in München, dafür aber in Prag. Dienstlich, in beiden Fällen. Erkenntnisse, lose sortiert: Die tschechische Hauptstadt ist ein sehr schöner Ort, den man gelegentlich wieder einmal privat besuchen müsste. Wir haben angenehme und aufgeschlossene Menschen dort getroffen, die sehr organisiert und professionell aufgetreten sind, erfahren und fokussiert wirkten. Ferner, für die eigene innere Retrospektive: Wenn alles am wichtigsten ist, ist nichts am wichtigsten. Wenn nichts am wichtigsten ist, investiert man regelmäßig wertvolle Zeit in potentiell wertlose Aufgaben. Und: Man kann nicht gleichzeitig auf allen Hochzeiten tanzen; irgendwann priorisiert man, und dann priorisiert man immer falsch. Zudem bleibt auch immer wieder das blöde Gefühl, ein halbes Dutzend an Dingen bestenfalls mit halber Kraft zu tun, anstelle sich ein oder zwei Themen richtig zu widmen. Damit bleibt viel zu viel in “work-in-progress”, und es dauert ewig, bis selbst wichtige Angelegenheiten einen Stand erreichen, den man mit viel Konsensfähigkeit annähernd als “befriedigend” einordnen kann. Im Zweifelsfall hat dieser “unfertige” Zustand Folgen, die einem die Arbeit zusätzlich eher erschweren als vereinfachen.
In letztere Rubrik fällt regelmäßig Infrastruktur. Der Mai kam einmal mehr mit Ärgernissen des Selbsthostings und Komplexität: Storage-Anbindung gestört, VMWare-Cluster gestört, Fileservices gestört. Akut verloren: Ein Tag an Arbeitszeit durch Fehlerbehebung und stark beeinträchtigten Büro-Betrieb, und mehrere Tage in Summe über die folgenden Wochen für Nacharbeiten, Dokumentation und den Versuch, aus jeder Havarie etwas zu lernen und ein Stück besser zu werden. Im Endeffekt sind die Probleme diesselben wie vor einer Dekade, aber die Rahmenbedingungen anders und schwieriger, und man endet sofort wieder in Erwägungen zu Prioritäten, Kosten und Nutzen von derlei Übungen. Wenn übermäßig viel Kraft und Zeit in Themen verbrennt, die zumindest mittelfristig nebensächlich sind, dann bedarf es mindestens einer gedanklichen Justierung.
Zumal: Die Liste potentiell zukunftsfähiger, interessanter Themen ist lang wie nie. Semantic Web, immer noch. Machine Learning. Business Intelligence. Progressive web applications. Orchestration und hybride Cloud-Umgebungen. Functions-as-a-service. Analytics über große Sammlungen von Logs. .NET Core. Und so viel mehr. Größte Herausforderung, andauernd, ist das Wählen der richtigen Punkte für Spezialisierung und Planen der verfügbaren Zeit unter der Erkenntnis, daß in 2019+ der “Generalist” möglicherweise kein sinnvoller Weg mehr sein wird. Die Dinge, die sich generalistisch lösen lassen, sind am Markt preiswerter und effektiver gelöst. Und hier zeigt sich auch das Dilemma des Generalisten – durch die Idee, in vielen Bereichen halbwegs zu Hause sein zu wollen oder zu müssen, fällt man stückweise zurück hinter solche, die in Teilbereichen sehr viel weiter, tiefer, fähiger sind, baut man Schritt um Schritt einen Rückstand auf, den einzuholen schwieriger und schwieriger wird. Rückstand? Wozu eigentlich? Vielleicht am ehesten zu den Dingen, die man gern tun möchte. Wie sagt Regel 51 in “101 Ways To Have A Great Day At Work” so schön:
“What is one activity that you do that makes you lose all track of time? Everyone has at least one thing like this. Pay attention to this phenomenon. Once you find it, see how you can create a job or career around it.”
Vielleicht ist das gar nicht abwegig… Ansonsten, wiederum Justierung, habe ich meine “Social-Media”-Nutzung etwas aufgeräumt. Habe akzeptiert, daß Mastodon wohl auf ewig das Analogon zu nerdigen Tech-Communities der frühen Tage bleiben wird, in denen Spezialisten in einer letztlich sehr homogenen Umgebung selbstbewußt über sehr, nun, spezielle Themen sprechen. Habe akzeptiert, daß auf Twitter mehr Breite und Tiefe in der Kommunikation mit sehr verschiedenen Menschen passieren kann, mit denen man sich über interessante Dinge auszutauschen vermag, wenn man zur Abwechslung auch mal bereit ist, zuzuhören und ihnen nicht zwingend eine Diskussion über offene Plattformen, offene Netze und Dezentralisierung überhelfen möchte. Twitter hat in vielerlei Hinsicht Tumblr auch für Kommunikation zu Kunst, Kultur, Literatur ersetzt. Facebook wird zunehmend von selbst irrelevant, was auch nicht schlecht ist. Vielleicht braucht es dann irgendwann nur noch einen Disclaimer, daß mein Twitter-Account vorrangig nicht dienstlicher Natur ist – aber andererseits: Eigentlich mochte ich diese Trennung eh nie. Wenn Arbeit und Leben wirklich disjunkt sind, dann laufen wohl ganz andere Dinge schief…